Interview Leonie Bremer
Während Freitage früher vor allem das Wochenende eingeleitet haben, stehen sie seit einigen Jahren klar im Zeichen von Protest und Aktivismus – ausgelöst durch die soziale Bewegung Fridays For Future. Wir haben die 23-jährige Leonie Bremer, Klimaschutz-Aktivistin und Pressesprecherin von FFF Deutschland, auf ein Interview über Wasserschutz, Aktivismus und Proteste in Zeiten der Pandemie gesprochen. Sie erzählt uns von MAPA Aktivist*innen: MAPA (Most Affected People and Areas) sind Menschen aus von der Klimakrise am meisten betroffenen Gebieten, welche gleichzeitig am wenigsten verantwortlich für die Klimakrise sind.
Steckbrief:
Name: Leonie Bremer
Alter: 23 Jahre
Beruf(ung): Aktivistin, Studentin
Wohnort: Köln
Zuerst ein paar Fragen zum Warm Up:
Protestschild oder Megafon?
Protestschild
Offline- oder Online-Demo?
Offline
Straßenprotest vor dem Bundestag oder Baumhaus im Danni?
Danni
So, let’s go liebe Leonie! Unsere Kampagne zum UN-Weltwassertag trägt den Titel “WE CAN’T BELIEVE WE STILL HAVE TO PROTEST THIS SHIT”. Wer ist Dein größtes aktivistisches Vorbild? Mit wem würdest Du gerne einmal gemeinsam protestieren?
Mein größtes aktivistisches Vorbild in Deutschland sind meine besten Freundinnen Karla Wiegmann, Line Niedeggen und Carla Reemtsma. Wenn wir zusammen protestieren ist es für mich das das größte und schönste Gefühl. Mein größtes aktivistisches Vorbild international sind alle 14 MAPA Aktivist*innen aus der Climate Justice League, mit denen ich jeden Tag viele Stunden zusammenarbeite.
- Salsabila Khairunisa, Jeda untuk Iklim, Indonesia;
- Mitzi Jonelle Tan, Youth Advocates for Climate Action Philippines;
- Laura Veronica Muñoz, Viernes por el Futuro Colombia;
- Nicki Becker, Jóvenes por el Clima Argentina;
- Ayisha Siddiqa, Polluters Out, U.S.A;
- Sofía Gutiérrez, Viernes por el Futuro Colombia;
- Dominique Palmer, England, U.K.;
- Hilda Nakabuye, Fridays for Future Uganda;
- Hyally Carvalho, Engajamundo, Brazil;
- Fatemah Sultan, Fridays For Future Pakistan;
- Bianca Castro, Fridays for Future Portugal;
- Jon Bonifacio, Youth Advocates for Climate Action Philippines;
- Simon, Fridays for Future Sweden;
- Maria Reyes, Fridays for Future Mexico.
Seit 2018 kämpft ihr mit Fridays For Future für den Klimaschutz und die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels: Was ist das Ziel eurer Bewegung und was sind eure wichtigsten Errungenschaften bisher?
Das Ziel ist Gerechtigkeit. Das bedeutet eine Welt, in der jede Person die gleichen Rechte hat und der Globale Norden nie wieder andere Länder ausbeutet nur um für sich selbst Profit zu machen. Auch in Deutschland ist es längst an der Zeit Machtpositionen abzuschaffen und Politik im Interesse der Bürger*innen zu machen, sodass den zukünftigen Generationen die gleichen Ressourcen bereitstehen wie sie für die jetzigen Generation gerade verfügbar ist. Aber global ist dieses Problem schon längst viel größer und in vielen Ländern die gerade in dieser Sekunde schon unter den Auswirkungen der Klimakrise leben müssen, sind 1,2 Grad Celsius globale Erderwärmung schon längst die Hölle. Deswegen müssen die Kämpfe für Klimagerechtigkeit in MAPA (most affected people and areas) unterstützt werden und solidarisiert werden. Das neue System muss auf viel mehr Perspektiven aufgebaut werden und die Basis dafür müssen Marginalisierte sein.
Was ist Eure Vision für die Zukunft von FFF?
Eine gerechte Welt. Jede Person hat die gleichen Rechte.
Seit zwei Jahren geht ihr immer wieder gemeinsam auf die Straße. Was ist Deine größte persönliche Motivation jeden Tag weiter zu machen?
MAPA ist meine Motivation. Jeden Tag arbeite ich mit Menschen zusammen, die mich inspirieren und aufzeigen wie viel Power man haben kann, wenn man sich organisiert und das gleiche Ziel hat.
Du bist von Beginn an Teil der Bewegung. Was ist Dein größtes Learning aus dieser Zeit?
MAPA zuzuhören, sich selbst im Kampf für Gerechtigkeit immer zu reflektieren und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Es ist viel komplexer als man denkt und man muss jeden Tag lernen um dem Kampf gegen die größte Krise der Menschheit gerecht zu werden. Fridays for Future Deutschland muss viel umdenken, um die Privilegien dieser Bewegung richtig zu nutzen.
Aufgrund der Pandemie sind Großveranstaltungen und Proteste auf der Straße derzeit nicht oder nur stark eingeschränkt möglich. Wie können die Menschen trotzdem aktiv und laut werden?
Naja, wir haben ja das letzte Jahr gezeigt wie es geht. Man muss sich anders organisieren und andere Protestformen und Kampagnen-Wege ausprobieren. Das hat viel mit Try and Error zu tun - aber wie wir sehen klappt es.
Einige Aktivist*innen von FFF wollen nun in die Politik gehen und kandidieren dieses Jahr für den Bundestag. Wie siehst Du Deine persönliche Zukunft bei und mit FFF?
Ich mache weiterhin Politik - aber nicht auf dem parlamentarischen Weg. Für mich ist Bewegung der Fokus und obendrein ein neues System anzustoßen. Eines mit anderen Werten und Gerechtigkeit. Das Parlament lässt durch die bestehenden Strukturen nicht zu, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben können und deshalb werde ich weiterhin mit Fridays for Future dafür sorgen. Mein Fokus bleibt immer MAPA, denn anders ist Gerechtigkeit unmöglich.
Unser Thema ist insbesondere der Schutz unserer wertvollen Ressource Wasser. Was bedeutet Wasser für Dich?
Wasserknappheit ist in MAPA ein großes Problem, da es entweder eine Knappheit gibt oder Naturkatastrophen wie Fluten die Ernte wegspülen. Wasser muss für jede Person gleich zu Verfügung stehen und darf keiner Person oder Unternehmung gehören.
Wird Deiner Meinung nach schon genug über Wasserschutz gesprochen?
Ich bin keine Expertin was Wasserschutz angeht, beschäftige mich aber jeden Tag viele Stunden mit der Klimakrise. Das Thema Wasser landet eher selten bei mir.
Welche Headline würdest Du gerne in Zukunft lesen?
„Laut des neuen IPCC’s wird das Pariser Abkommen eingehalten und gerechte Maßnahmen wurden auf Basis der marginalisierten Gruppen getroffen.“ „Asozial ist keine Charaktereigenschaft von Klimaschutz.“