Interview Hanna Schumi

Skin + Influencer = Skinfluencer! Dass diese Rechnung eine Vielzahl an Fans mit sich zieht weiß eine der berühmtesten „Skinfluencerinnen“ des deutschsprachigen Raumes: Hanna Schumi. Seit knapp einem Jahrzehnt ist Hanna als Beauty-Bloggerin, Podcasterin und Art Direktorin immer auf der Suche nach den wichtigsten Trends der Beautyindustrie. Wir haben die sympathische Österreicherin auf ein Tête-à-Tête getroffen.  

Deine Top 3 Must-Haves in Sachen Gesichtspflege? 

Eine gründliche, nicht zu aggressive Reinigung, Feuchtigkeit in jeglicher Form und Sonnenschutz. 

Worin siehst du die Vorteile von Naturkosmetik für die Gesichtspflege gegenüber konventioneller Kosmetik? 

Ich stelle mich in meiner Arbeit ja bewusst auf keine der beiden Seiten, weil beide Herangehensweisen haben Vorteile und auch Nachteile. Naturkosmetik ist für den Konsumenten oft klarer zu verstehen, weil die No-Nos klarer sind und die NK-Siegel einiges über die Produkte aussagen. Das bringt den Konsumierenden dann Sicherheit und Klarheit, in einer Zeit, in der der Beautymarkt unüberschaubar scheint. 

Worauf muss ich bei Naturkosmetik-Gesichtspflege achten? 

Dass man sie verträgt. Das ist wie mit allen Dingen, die man mit seinem Körper aufnimmt und konsumiert. Egal ob die Pflege ein Siegel hat (ergo: Siegel gekauft hat), bio oder 90% organisch ist, ob die Pflege nur naturnah oder richtig ökö ist: Am Ende muss man sie vertragen. Heißt: Ausprobieren. Da kommt man einfach nicht dran vorbei, auch wenn viele Leute glauben, dass sie den Step auslassen können, wenn ich es z.B. getestet habe. Aber: Unsere Haut ist so einzigartig wie wir selbst. Ich sage immer: Fragt nach Proben, testet, probiert aus, schnuppert dran und unterhält euch mit anderen Leuten darüber. 

Der neueste Beauty-Trend lautet „Skip-Care“. Was bedeutet das genau und wie stehst Du dazu? 

Haha cool, ich wusste nicht, dass das ein Trend ist! Ich mache das ja seit Jahren und benutze eigentlich nie mehr als 3 Produkte, maximal 4 mit Sonnenschutz, aber auch den verwende ich oft direkt nach dem Serum. Ich denke, dass es absolut reicht und nicht nur ein Trend ist. Abends skippe ich manchmal komplett und gehe nach der Reinigung komplett „oben ohne“ ins Bett. Manchmal ist mir einfach danach und das fühlt sich dann gut und richtig an, weil ich mittlerweile so gut in meine Haut „reinhören“ kann. Weniger ist mehr, so viel braucht man am Ende ja nicht… 

Welchen ultimativen Hautpflegetipp würdest Du als Oma Deinen EnkelInnen weitergeben? 

Pflege das GROSSE Gesicht. Man sagt ja im Englischen: Skincare is from the scalp to the nipples. Das vergisst man oft – auch Kopfhaut ist Haut und auch unterhalb des Kinns geht es weiter. Die Partie von Hals bis Dekolleté wird oft gar nicht gepflegt, weil sie in den Köpfen in keine Kategorie gehört – weder zu Gesicht- noch Körperpflege. Dabei ist ja in den Produkten kein STOPP oder GO eingebaut: Gesichtspflege also bis runter zum Busen ziehen (bei Frauen).  

Hand aufs Herz: Wie viele Kosmetikprodukte hast Du in Deinem Badezimmer? 

Ich kann es Dir ehrlich nicht sagen, weil mein Bad, seit ich kein Büro und Lager mehr habe, eine Mischung aus genau dem ist. Ich bin ja keine normale Endverbraucherin, ich bin Beauty Editor und ich schreibe und berichte nur drüber, wenn ich es getestet habe und wirklich überzeugt bin. Weil ich nicht jeden Tag wechseln kann und auch sehr genau hin höre, was meine Haut wie wann braucht, steht da schon eine beachtliche Auswahl, die man manchmal bei Instagram sehen kann…  

Was bedeutet für Dich Nachhaltigkeit, wenn Du an Kosmetik denkst? 

Less is more – aufbrauchen oder spenden – bewusst kaufen. Und überlegen, was man durch nachhaltigere Verpackung oder sogar verpackungslos, wie Seifenstücke / Bars, ersetzen kann. Ich denke nicht Schwarz-Weiß, das wird nicht jedem von uns gelingen, aber immer ein Stückerl mehr und weiter – auch im eigenen Badezimmer. 

Wenn Du nur ein Beautyprodukt mit auf die einsame Insel nehmen könntest – welches wäre das? 

Puh, eines ist nicht möglich… Denn: ich würde Sonnenschutz sagen. Sonnenschutz hat immer Filter enthalten, die ich ordentlich abwaschen müsste, sonst würde ich ziemlich sicher, zusammen mit dem Schweiß durch die Sonne, sehr unreine Haut bekommen. Wenn ich drei Produkte wählen könnte wären es ein gutes Reinigungsprodukt, ein Feuchtigkeitsserum oder eine leichte Pflege und Sonnenschutz. Du siehst: Wir sind wieder bei Frage 1 ;) 

Wie viel Pflege braucht die Haut wirklich? 

So viel wie sie verlangt. Das ist so individuell wie auch kompliziert oder ganz einfach. Ich fordere meine Community immer auf, ein Verhältnis und Gefühl zur eigenen Haut zu bekommen. Wie sieht sie aus? Was braucht sie? Was will ich verändern? Realistische Ziele setzen und zusammen mit einem Profi ran gehen. Genau das braucht die Haut und nicht viel mehr. 

Auf welche Wirkstoffe achtest Du bei Deiner Gesichtspflege besonders? 

Ich liebe Vitamin C, darauf kann ich nicht mehr verzichten. Außerdem schätze ich Niacinamid sehr und experimientiere immer mal wieder mit Retinol, weil ich bis dato nichts gefunden habe, was meine Haut nicht reizt. Aber auch da werde ich demnächst mit einer medizinischen Kosmetik / Dermatologin mal ran. Bei solchen potenten Wirkstoffen muss man wirklich nicht alleine durch, selbst ich. 

Welche Vorteile siehst Du in fester Gesichtspflege wie beispielsweise einer Face Cleansing Bar? 

Definitiv den Benefit der Verpackung. Ist die Bar aufgebraucht, ist sie weg und nichts muss weg geschmissen werden. Das geht vielleicht nicht mit jedem Produkt, aber mit der Cleansing Bar funktioniert es und das ist einfach fantastisch in meinen Augen. 

Welchen Trend aus der Beautyindustrie hast Du nie verstanden? 

Ich finde es eigentlich ganz cool, wenn Leute Dinge ausprobieren, gerade Makeup-wise. Und da finde ich Trends lustig, weil es am Ende nur Farbe ist, die wir wieder abwaschen. Trends wird es immer geben, auch in puncto Gesichtspflege – manche kommen, wie gerade Mandelsäure, manche bleiben, wie Double Cleansing, und andere gehen wieder – wie z.B. die ganze Schneckenschleimsache. Die findet man definitiv noch in Asien, aber bei uns war das eher ein Trend. 

Schnecken, Vampir Lifting, Botox – schon alles ausprobiert? 

Außer Schnecken alles aufgezählte, ja. Ich habe starke Gesichtsmuskeln und dementsprechend Mimikfalten im Gesicht und mittlerweile eine 11 zwischen den Augenbrauen. Das kann man nicht weg cremen, nur weg spritzen. Was das Thema ästhetische Medizin bzw. minimal-invasive Eingriffe eingeht diskutiere ich übrigens nicht und finde, es darf jeder mit seinem Gesicht und der Alterung machen, was er oder sie möchte. 

Würdest Du Deine Gesichtspflege nachfüllen, wenn es entsprechende Nachfülloptionen gäbe? 

Natürlich! Das habe ich mir schon oft gewünscht. Gerade bei Lieblingsprodukten! Ich bin ja oft schon happy, wenn es XL-Größen gibt, aber eine Nachfüll-Option kann ich mir wirklich im kompletten Badezimmer vorstellen. 

Übernimmt die Beauty-Industrie Deiner Meinung nach schon genügend Verantwortung in Sachen Umweltschutz?

Die Beauty-Industrie ist zu groß, als diese Frage weitreichend zu beantworten. Ich denke aber, dass einiges in Gange ist. Wichtig ist mir immer zu sagen, dass alle was tun müssen – kleine Brands wie auch große Konzerne. Gerade letztere haben einen großen Impact und auch Vorbildwirkung, weshalb ist das sehr begrüße wenn Massmarket-Brands mit recycelter Verpackung z.B. anfangen, weil es auch die Nachfrage nach rPET am Markt nährt. Ich denke aber, dass viele Brands und vielleicht sogar auch Onlineshops aber noch mehr Verantwortung übernehmen sollten. Das fängt übrigens schon bei den PR-Aussendungen an, bei denen mir oft schlecht wird. Es muss vielschichtiger gedacht werden – egal ob es um diese Aussendungen, Verpackungen, CO2-Footprint oder Produktion angeht. Ich bin immer wieder baff wenn ich sehe, dass manche Brands tatsächlich einfach so machen, wie sie es seit den 90ern machen. Und da gibt es an einigen Stellen wirklich ganz großen Nachholbedarf, den wir einfordern sollten. 

Was bedeutet die Ressource Wasser für Dich? 

Wasser ist mein Freund, Wasser ist Leben. Auch Kosmetik entsteht und ist nicht ohne Wasser – im Gegenteil: Die meisten Produkte bestehen zu 70% aus Wasser – übrigens ähnlich wie der Mensch selbst. Ich hatte gerade erst einen Nierenstein, meinen zweiten: Er entstand, weil ich zu wenig getrunken habe und er kam raus, weil ich viel getrunken habe. Wasser ist ein Privileg, ob das saubere, köstliche Trinkwasser aus der Leitung oder die tägliche Dusche, die zusammen mit Kaffee zu meinem Morgen-Ritual gehört. Ich darf zu jedem Zeitpunkt meines Lebens sauber sein, so viel trinken (und auch essen) wie ich möchte und mich dazu noch pflegen. Alles nicht möglich ohne Wasser und alles nicht selbstverständlich – auch wenn sich das manchmal vielleicht für uns anfühlt. Bitte lasst uns das alle immer und immer wieder bewusst machen! 

Welche Frage hätten wir Dir stellen sollen? 

Wann hören wir endlich auf andere Körper zu beurteilen? 

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